Mit dem Islam bekamen diese Gärten zunehmend auch Erholungscharakter. In ihnen sollte man Lustwandeln und ein irdisches Abbild des im Koran beschriebenen Paradieses sehen können. Dieses in vier gleich große Quadrate eingeteilte Grundschema des Gartens, das tschehar bagh (der Vierer-Garten) ist bis heute z.B. in Isfahan und anderen alten Städten im Iran erhalten.
Mit der Herrschaft der Moguln erlangte die persische Gartenkunst auch in Nordindien eine neue Blüte. Bekanntestes Beispiel ist sicher die Anlange des Taj Mahals. Auch hier betont ein lang gestrecktes Wasserbassin die perspektivische Weite des Anweges zum mächtigen Grabmal.
Die ersten Wassergärten in Europa
Auch die ersten Wassergärten in Europa waren streng formal gestaltete, runde, ovale oder langgestreckte Bassins als unverzichtbares Gestaltungselement barocker Schlossgärten. Das Großbürgertum des 19. Jahrhunderts übernahm in den Orangerien diese streng geometrischen Formen. Hier wurden vor allem Seerosen eingesetzt und eine Gruppe von Goldfischen zog ihre Bahnen im Wasser. Erst viel später, kam das Bedürfnis auf, naturnahe Gartenteiche als Oval oder in Nierenform, üppig bepflanzt, harmonisch in den eigenen Garten einzufügen.
Dabei wird häufig übersehen, dass solch geschwungenen Uferlinien eher zu großen Wasserflächen passen. Kleinere Wasserflächen, langgestreckte, schmale Becken brauchen klare Linien. Ob geschwungene oder geradlinige Formen, der Teich muss zum Gesamtkonzept von Garten und Haus passen. Und die Gestaltungsmöglichkeiten mit geometrischen Formen von Quadrat, Rechteck und Kreis sind auch bei kleinen Becken vielfältig, vor allem wenn mehrere Becken miteinander kombiniert werden. Das können Becken sein, die von einem Wandbrunnen gespeist werden. Oder ein quadratischer Teich am Beginn oder Ende einer langen schmalen Wasserrinne. Mehrere, in verschiedenen Höhenstufen angeordnete Becken, bei denen das Wasser in kleinen Kaskaden von einem ins nächste Becken fällt.
Unterschiedliche Tiefen
Ein streng geometrisch angelegtes Becken braucht auch eine klare Kante, bzw. einen sauberen, geradlinigen Uferabschluss; d.h. ein Ufer im eigentlichen Sinn gibt es bei einem derartigen Wasserbecken eigentlich gar nicht. Das Bassin wird ringsum von Steinplatten, Klinker oder selbst aus rostfreien Aluminium- oder Stahlprofilen eingefasst. Wichtig ist, dass Form und Material zu Terrasse und Wegen passt.
Während in einem naturnah gestalteten Folienteich sich Tiefenzone, Flachwasserzone und Uferbereich ergänzen, ist in einem streng geometrisch gehaltenen Becken immer nur eine Wassertiefe möglich.
Dies Manko kann man ausgleichen, indem man mehrere Becken unterschiedlicher Tiefenstufen nebeneinander anlegt, getrennt durch schmale Wege oder Steinplatten. In das tiefste Becken kann man ein oder zwei Seerosen setzen. Das zweite Becken hat vielleicht eine größere Fläche, ist aber flacher. Hier kann man Pflanzenstauen der Röhrichtzone einsetzen. Und schließlich ein wieder etwas kleineres Becken mit geringer Wassertiefe, welches als Sumpf- oder Moorbeet gestaltet wird. Damit holt man sich die ganze Vielfalt der Teich- und Wasserpflanzen in den Garten, ohne dass der formale Charakter der Wasserbecken verloren geht.
Man kann annehmen, dass es den Fischen ziemlich egal ist, ob sie in einem nierenförmigen oder rechtwinkligen Wasserbecken ihre Runden drehen. Und Zierfischen wie den Koi, die eine intensivere Betreuung brauchen oder zu denen man eine engere Beziehung aufbauen will, kommt man in einem geradlinig gestalteten, von allen Seiten zugänglichen Becken auch im wörtlich Sinn näher.
Wichtig ist, dass solche Becken nur sparsam bepflanzt werden. Ein oder zwei Seerosen – jede nimmt mit der Zeit immerhin eine Wasserfläche von 1 bis 2m² für sich in Anspruch -, ein oder zwei Zwergrohrkolben oder andere mittelhohe emerse Teichpflanzen in die Ecken gesetzt, das reicht völlig aus. Die Form der Becken darf nicht von wild wuchernden Pflanzen verdeckt werden. Ein Flächenverhältnis von Pflanzen zu offener Wasserfläche von etwa 1:2 ist völlig ausreichend.
Nachteil streng formaler Teiche
Ein Nachteil haben solche streng formalen, geometrisch angelegten Becken im Vergleich zu naturnah geformten Teichen allerdings: Damit sie von allen Seiten gut einsehbar sind, liegen sie meist im offenen Gelände am Rand einer Terrasse oder umgeben von Rasen. Damit sind sie aber den ganzen Tag über der Sonne ausgesetzt. Ein Teil der Wasserfläche von Gartenteichen sollte aber im Halbschatten liegen oder nur stundenweise im vollen Sonnenlicht liegen. Sonst drohen Algenblüten, eine Überhitzung des Teichwassers während der heißen Sommermonate bis zum Kippen der Wasserqualität.
Das lässt sich vermeiden, wenn man auf die Südseite der Wassergärten Pampasgras, Chinaschilf oder Bambus setzt. Oder in einigem Abstand größere Koniferen. Laubabwerfende Bäume sind dagegen ungeeignet, da ihr Falllaubeintrag im Herbst weitere Probleme schaffen würde.